Antiken-Projekt
Modulabschluss der Schauspielstudierenden des 2. Jahrgangs
Zu sehen sind Ausschnitte aus Antigone und Elektra von Sophokles sowie Medea von Euripides
Sophokles soll einst gesagt haben: „Ich zeige die Menschen wie sie sein sollen, Euripides zeigt die Menschen wie sie sind.“ Seitdem diese beiden antiken Dichter ihre Stücke geschrieben haben sind mehr als 2000 Jahre vergangen. Aber die Themen der Menschen in den Stücken sind uns noch immer nah. Es geht um Rache und Vergebung, um Liebe und Hass, um Verfehlungen und Sühne und um die Verbindung der Menschen mit den Göttern. Antike Tragödien fragen uns: wie soll man sein Leben leben? Welche Werte haben wir und was tun wir um für diese Werte einzutreten? Sind wir dann auch bereit die Konsequenzen für unser Handeln zu tragen?
Medea will nicht hinnehmen dass Jason, ihr geliebter Mann und ein berühmter Argonaut, sie nun tatsächlich für immer verlassen haben soll um Glauke, die Königstochter in Korinth zu heiraten. Jason hat sich mit dieser Heirat aus seiner misslichen Lage als mittelloser Flüchtling befreit was Medea nicht fassen kann. Verrat an der Liebe die sie zu ihm empfindet, an allem was sie für ihn aufgegeben hat, an allem was sie je für ihn getan hat wäre für sie niemals eine Option. Verständnis oder gar Vergebung zieht sie nicht in Betracht. Sie will ihn dort treffen wo es ihn zerreißt, will ihren Schmerz und ihre Ohnmacht gerächt wissen. Und beschließt ihre Kinder zu töten um Jason das Schlimmste zuzufügen was ein Mensch einem anderen antun kann. „Ich esse dein Herz“ lässt Christa Wolf Medea in „Medea Stimmen“ sagen. Und Jason antwortet in Medea von Euripides: „Weißt du was dein Problem ist? Du darfst das Nützliche nicht schmutzig nennen“.
Elektra hält nicht ihren Mund. Sie schreit im Schloss von Mykene ihren Schmerz und ihre Wut heraus, Tag für Tag, der Mutter und dem neuen Liebhaber der Mutter ins Gesicht. Einige Jahre ist es nun schon her dass ebendiese Mutter mit Aigisth gemeinsame Sache gemacht hat und den Vater hinterrücks bei seiner Rückkehr aus Troja im Badezimmer abschlachtete. Orest, Elektras Bruder, konnte heil aus dem Schloss fliehen und kam als Kind ins nahe Exil. Crysothemis und Elektra, die Königstöchter, ertragen seitdem ein Leben in Erniedrigung und Schmach, denn Elektra will ihren Mund nicht halten. Wie entscheidet sich der Mensch wenn ihm Unrecht widerfährt? Passt er sich den neuen Machtverhältnissen an oder entscheidet er sich für die Rebellion die ihn das Leben kosten kann? Diese Fragen verhandeln Crysothemis und Elektra bis die Nachricht eintrifft dass Orest tot sei. Und damit die Hoffnung auf das Herstellen von Gerechtigkeit. Doch das Blatt wendet sich noch einmal und nun gilt es zu entscheiden ob Mord für Mord tatsächlich Erlösung bringt.
"Antigone" von Sophokles gehört dem "thebanischen Zyklus" an.
Antigone ist Tochter des Ödipus, Schwester von Ismene und der beiden verfeindeten Brüder Eteokles und Polyneikes. Nach dem Tod von Ödipus hatten die beiden Brüder vereinbart, sich die Macht in Theben zu teilen und abwechselnd im jährlichen Wechsel zu regieren. Nach dem ersten Regierungsjahr weigert sich Eteokles aber die Macht zu übergeben. Daraufhin sammelt Polyneikes in Argos ein Heer und belagert seine Vaterstadt, das "siebentorige Theben". Im Kampf bleibt Eteokles an sechs Toren siegreich, am siebten Tor töten die Brüder einander. Die Stadt ist nun ohne König, daher wird Kreon, der Onkel der Geschwister, als König eingesetzt, nachdem er vorher schon zweimal als Interimsherrscher fungiert hatte.
In der Morgendämmerung, nach Abzug des Heeres aus Argos während der Nacht, beginnt das Stück....Kreon hat angeordnet, dass Polyneikes als Vaterlandsverräter nicht bestattet werden darf, man soll ihn vor den Toren der Stadt als Warnung verfaulen lassen. Er könnte somit nicht ins Totenreich einziehen. Wer ihn trotzdem begräbt, soll hingerichtet werden. Antigone widersetzt sich erst heimlich, dann offen Kreons Verbot, da sie das alte göttliche Recht für höher hält, als die von Menschen erlassenen Befehle. Sie nimmt für sich in Anspruch, moralisch richtig gehandelt zu haben, und ist bereit, dafür zu sterben. Kreon beharrt auf seiner Anordnung zur Sicherung der Ordnung für die Stadt, die knapp einem Bürgerkrieg entkommen ist. Es prallen zwei unversöhnliche Gesetz- und Wertvorstellungen aufeinander, keiner kann dem anderen einen Schritt entgegengehen, es entwickelt sich ein Machtkampf auf Leben und Tod. Ismene, die es erst abgelehnt hatte, Antigone in ihrem zivilen Ungehorsam zu unterstützen, schlägt sich schließlich doch verzweifelt auf deren Seite...Haimon, Kreons Sohn und Bräutigam von Antigone, kämpft um seine Braut, vermag es aber nicht, seinen Vater umzustimmen....
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