Während die Wölfe im Märchen im dunklen Wald hausen, stehen die Wölfe der Gegenwart im Licht. Sie stehen inmitten einer ausgeleuchteten Welt, die so düster ist wie schon lange nicht mehr. Und sie glänzen. In der Zeche Eins entsteht die Uraufführung von Was glänzt, dem neuen, für Bochum geschriebenen Stück der österreichischen Autorin Gerhild Steinbuch in der Regie von Philipp Becker. Das Schauspielhaus Bochum setzt damit die langjährige Zusammenarbeit mit der Folkwang Universität der Künste fort. Zehn Schauspielstudierende des 4. Jahrgangs treten an zum großen Spiel in einer deutschen (Sprach)Landschaft.
Was glänzt ist die Wanderung einer Gemeinschaft durch eine deutsche (Sprach)Landschaft in vier Bildern. In einer surrealen Sporthalle findet innerhalb eines von außen nicht ersichtlichen Regelsystems ein Wettkampf von zehn Spieler*innen statt. Zwischen Angriff und Verteidigung ist die Frage, wer und welche Erzählung überleben wird. Die Gewinner – oder sind es die Verlierer? – nehmen ihre Positionen ein. Sie sind entsorgte Bürger*innen, die sich eingerichtet haben in einem Zustand gesellschaftlicher Gemütlichkeit. Aber irgendetwas stimmt hier nicht. Und dann streift draußen etwas vorbei. Ein Glanz oder ein Wolf, etwas Neues, das vielleicht aber auch schon einmal da war, etwas Fremdes, vielleicht Bedrohliches. Der Kollektivkörper scheint etwas zu verdrängen, sich gar nicht oder nur in angenehmer, selbstvergewissernder Weise erinnern zu wollen. Immer wieder brechen Einzelstimmen aus dem Chor hervor, die erkennen lassen, dass hier etwas unter der Oberfläche begraben liegt. Vor allem ist es eine immer wieder laut werdende Kassandrastimme, die den Einheitschor durchschneidet. Sie unterbricht die chorische Glaubensgemeinschaft mit ihrer Prophezeiung. Diese Kassandra-Figur sucht in der Erinnerungslandschaft nach einem Weg, der sich zwischen den verdrehten Erzählungen dieser Gemeinschaft nicht finden lässt. Da hilft auch alle Alarmbereitschaft, alles Körpertraining, aller Pausensport, alles Wegschieben von Opferbildern, Geschichte(n) und Verantwortung nichts. Wir befinden uns in einer ausgeleuchteten Welt, die so düster ist, wie schon lange nicht mehr.
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